Leserbrief zum Bericht „Streitgespräch zwischen Visionär und Pragmatiker“ vom 1.6.:

Ein Recht auf Grundsicherung hat heute jeder, wenn er bereit ist, zuvor den größten Teil seines Gesparten aufzubrauchen und für Niedrigstlohn zu arbeiten, der zum Leben nicht reicht und den der Staat mit Steuergeldern aufstockt (Agenda 2010). Ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE), also ein Existenzminimum für jeden Geborenen, hält sogar der neoliberale Ministerpräsident Thüringens für finanzierbar, schließlich werden die Steuereinnahmen unseres Staates „nur“ anders umverteilt.
Wer die finanzielle Existenzsicherung an die Notwendigkeit ausreichend bezahlte Arbeit zu finden koppelt, entscheidet sich willentlich für die Fortführung der Realität: Niedriglöhne, Arbeitslosigkeit, Armut, soziale Ungerechtigkeit und Hartz IV. Dem steht allein der Glaube an eine Wiederkehr der Vollbeschäftigung zur Seite. Der bad.-württ. Ministerpräsident knüpft ihn an Nachkriegsbedingungen, die „leider“ nicht mehr zu erwarten seien. Der Glaube an ein existenzsicherndes Arbeitseinkommen für jeden (EAE) wird sich über kurz oder lang als unschöne Utopie erweisen – es sei denn, man wünscht sich Nachkriegszeiten. Den Gewerkschaften ist mehr Realitätssinn zu wünschen. „Weiter so“ funktioniert schon lange nicht mehr. „Wer will, findet Wege ...“: die Sozialisierung der Maschinisierungsgewinne, das BGE u.a.