Von Verbesserungen keine Spur

Nutzer der S4 warten weiter auf Verstärker und längere Züge - die Planung für den Ausbau hat noch gar nicht begonnen

Von Peter Bierl undWolfgang Krause

Wolfgang Krause

Fürstenfeldbruck - Die Pendler auf der S4 zwischen Pasing und Geltendorf müssen sich weiter gedulden. Die nach der abermaligen Verschiebung des Ausbaus der Brucker Bahnstrecke zugesagten kurzfristigen Verbesserungen lassen ebenso auf sich warten wie die Kosten-Nutzen-Analyse für die zwei zusätzlichen Gleise von Pasing bis Eichenau. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Runge bezweifelt unterdessen, dass sich der Streckenausbau überhaupt noch realisieren lässt.

Anfang März hatten Vertreter des bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil (FDP) versprochen, es würde geprüft, ob auf der Linie im Berufsverkehr Verstärkerzüge und Lang- statt Vollzüge eingesetzt werden können. Ein Sprecher des Ministeriums sagte der SZ nun, diese Prüfung sei noch nicht abgeschlossen. Sie sei Aufgabe des Münchner Verkehrsverbunds (MVV), der dem Ministerium ein Angebot unterbreiten werde. 'In Kürze' würden die Ergebnisse vorliegen, versprach der Pressesprecher Zeils.

Mit der Kosten-Nutzen-Analyse für den viergleisigen Ausbau ist offenbar noch nicht einmal begonnen worden. Ministerpräsident Horst Seehofer hatte dem Brucker Oberbürgermeister Sepp Kellerer (beide CSU) Mitte April in einem Brief mitgeteilt, dass die Analyse voraussichtlich bis Mitte des Jahres vorliegen werde. Anfang Februar hatte Seehofer diesen Termin auch schon dem Eichenauer Bürgermeister Hubert Jung (CSU) genannt. Der Sprecher des Wirtschaftsministeriums erklärte dagegen, die Kosten-Nutzen-Analyse werde 'jetzt dann gestartet'. Das sei auch 'nie anders kommuniziert worden'.

Der CSU-Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet sagte der SZ, er werde sofort im Ministerium nachfragen. Sein Landtagskollege Martin Runge (Grüne) nannte das Verhalten des FDP-geführten Ministeriums 'völlig inakzeptabel'. Aufgrund des Vertrages zwischen Bahn AG und Freistaat sei das Unternehmen dafür zuständig, dass ausreichende Kapazitäten zur Verfügung stünden. Die Situation für die Berufspendler sei 'nicht hinnehmbar' und das Ministerium müsse die Bahn endlich 'anschieben'.

Was die Nutzen-Kosten-Analyse betrifft, verwies Martin Runge darauf, dass eine solche seit Jahren von der bayerischen Staatsregierung versprochen werde. 'Da passiert gar nichts.' Der Grünen-Abgeordnete geht davon aus, dass Staatsregierung und CSU die Entscheidung des Olympischen Komitees über die Winterolympiade 2018 abwarten. Sollte München bei der Vergabe leer ausgehen, dürfte der von der Staatsregierung sowie Teilen der CSU und SPD favorisierte zweite Tunnel in München kaum zu bezahlen sein. Der CSU-Kreisvorsitzende, Landrat Thomas Karmasin, hat bereits angekündigt, dass man in diesem Fall neu nachdenken müsse.

Der erklärte Tunnel-Gegner Runge macht den Brucker Pendlern aber auch für den Fall, dass die zweite Stammstrecke nicht kommt, wenig Hoffnungen auf einen Ausbau der Strecke. Die zusätzlichen Gleise, die ursprünglich bereits 2009 und bis Buchenau fertig sein sollten, lassen sich heute seiner Meinung nach kaum noch verwirklichen, weil der Platz dafür fehle. 'An der Leienfelsstraße müsste man schon in die Bebauung reingehen', sagte Runge.

(SZ vom 02.07.2011)