Kommentar: Kleinkrieg auf dem Rücken der Pendler

Von Wolfgang Krause

Ein Gespenst geht um im Landkreis: das Gespenst der Gröbenzeller Spange. Die von drei Verkehrsplanern ausgetüftelte Wiederbelebung der Gleisverbindung zwischen Eichenau und Gröbenzell hatte nie eine Chance, realisiert zu werden. Das war schon kurz nach der Vorstellung des Konzepts klar, als die Gemeinden Olching und Gröbenzell ihren Widerstand ankündigten und das zuständige Verkehrsministerium abwinkte. Nicht einmal die Grünen, die sich anfangs interessiert gezeigt hatten, rangen sich zu einer Unterstützung durch.

Obwohl der Ansatz, die Brucker Bahnstrecke durch eine Ableitung zu entlasten, durchaus interessant ist, war die Gröbenzeller Spange ein Rohrkrepierer - bis die SPD im beginnenden Sommerloch das Thema entdeckte und eine Angst-Kampagne startete. Mit allem, was dazugehört: Als ob es sich um das weit gediehene Projekt eines autoritären Regimes handelte, suggerieren die Sozialdemokraten den Bahn-Anwohnern in Gröbenzell, dass sie kurz vor der Enteignung und dem Abriss ihrer Häuser stehen. Damit dieses Horror-Szenario halbwegs glaubhaft wirkt, musste die Geister-Spange allerdings ein wenig aufgepeppt werden: mit Überwerfungsbauwerken und Verschwenkungen, die in den ursprünglichen Plänen der drei Fachleute gar nicht vorgesehen sind. Und damit die Bürger ihre Wut auch gegen die Richtigen richten, erweckt die SPD den Eindruck, dass es sich bei der Gröbenzeller Spange um ein Projekt der Grünen handelt.

Seriös ist das alles nicht, aber wen kümmert"s, wenn er damit dem politischen Hauptgegner eins auswischen kann. Das ist für die Gröbenzeller Genossen, die auch im Kreisverband den Ton angeben, längst nicht mehr die CSU - sie haben sich völlig auf die Konkurrenz im eigenen Lager eingeschossen, die ihnen bei der letzten Kommunalwahl den Rang abgelaufen hat. Leidtragende sind die Pendler, auf deren Rücken der unappetitliche Kleinkrieg derzeit ausgetragen wird. Statt eine Gespensterdebatte über die Gröbenzeller Spange zu führen und ständig mit dem Austritt aus dem Bündnis für den S-4-Ausbau zu drohen, sollte die SPD lieber selbst Lösungsvorschläge machen. (Seite 3)

(SZ vom 26.07.2011)