Thema mit Varianten Ingenieur will sich an Schlammschlacht nicht beteiligen.

In der Diskussion um die 'Gröbenzeller Spange' präsentiert die SPD ein Konzept nach eigenen Berechnungen

Von Erich C. Setzwein

Gröbenzell - Die Gröbenzeller SPD möchte den Eisenbahnexperten und Ideengeber der 'Gröbenzeller Spange', Stefan Baumgartner, bei ihrer Diskussionsveranstaltung am Mittwoch nicht auf dem Podium haben. SPD-Kreisvorsitzender Michael Schrodi sagte, Baumgartner sei nicht eingeladen worden, er könne aber kommen. Baumgartner erklärte am Montag der SZ, dass Gemeinderat Peter Falk seinen Wunsch teilzunehmen bereits am 7.Juli 'kategorisch abgelehnt' habe. Schrodi sagte der SZ: 'Es ist äußerst wichtig, dass wir die Bevölkerung über unbrauchbare Ideen informieren.'

Seit die Idee einer Gleisverbindung zwischen Eichenau und Gröbenzell zur Entlastung der S-Bahnlinie 4 vorgestellt wurde, regt sich in Gröbenzell heftiger Widerstand. Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) meldete sich als einer der ersten zu Wort und erteilte einer wie auch immer gearteten Schienenverbindung zwischen Eichenau und Gröbenzell eine klare Absage. Die vorgeschlagene Bahntrasse bringe nur Belastungen für die Gröbenzeller Bevölkerung mit sich und habe keinen Vorteil, so der Bürgermeister. Die Grünen ließen sich mit ihrer Ablehnung bis zum vergangenen Wochenende Zeit, hatten vorher noch drei Gespräche mit der privaten Planungsgruppe um Baumgartner. Der Ingenieur distanzierte sich von dem von der Gröbenzeller SPD vorgestellten 'Gleisdreieck'. Die Pläne der SPD hätten mit der von ihm und zwei weiteren Experten vorgeschlagenen Trassenlösung einer 'Gröbenzeller Spange' nichts zu tun. Das Konzept der SPD sei 'mangelhaft und irreführend'. Baumgartner: 'Scheinbar versucht die Gröbenzeller SPD, unseren Vorschlag zur Gröbenzeller Spange de facto umzuschreiben und dieses Derivat dann zu bekämpfen.' Aus solchen parteipolitisch motivierten 'Schlammschlachten und Dagegen-Kampagnen nach dem Sankt-Florians-Prinzip' wolle man sich heraushalten. Als Bahnexperte sei es ihm unerklärlich, wie die SPD meinen könne, eisenbahnbetriebliche Punkte besser einschätzen zu können als entsprechend ausgebildete Eisenbahningenieure. 'Wir orientieren uns an einer sachlichen Abwägung der fachlichen Analysen und Fakten', stellte Baumgartner klar.

Tatsächlich unterscheiden sich die von der SPD und dem Büro BKS von Baumgartner vorgestellten Trassen. Während die BKS-Variante ohne Schnörkel eine Linie von der S-4-Strecke nach Gröbenzell zeigt, finden sich im SPD-Entwurf Details, wie etwa nötige Brückenbauwerke und komplizierte Ein- und Ausschleifungen. Schrodi erläuterte, dass ihr Konzept von dem Eichenauer Richter Andreas Knipping stamme. Dieser habe den Plan aus den vorliegenden Daten berechnet. Knipping ist am Mittwoch Hauptreferent der Podiumsdiskussion im Bürgerhaus (Beginn 20 Uhr).

Die SPD wird nach Meinung von Grünen-Gemeinderat Martin Runge nicht nur erklären müssen, wie sie zu der Planung kommt, sondern auch ihre offenbar neue Haltung zu Alternativen für die zweite S-Bahnhröhre in München. Die SPD-Fraktion hatte am Donnerstag im Gröbenzeller Gemeinderat für einen Änderungsantrag von Runge gestimmt, in dem es um Verbesserungen bei der Münchner S-Bahn geht. Runge hatte seinen Antrag erst in der Sitzung verteilt als Antwort auf einen Antrag der SPD mit ähnlicher Zielrichtung. Runges Forderungen sind unter anderem die Ertüchtigung des Bahn-Südrings und der Ausbau der Sendlinger Spange zwischen Pasing und Heimeranplatz.

Runge bedauerte in einem Gespräch mit der SZ am Montag, dass die SPD so vehement eine Phantomdebatte über die Spange führe. Die Grünen hätten das Konzept ergebnisoffen geprüft und es dann abgelehnt.

(SZ vom 26.07.2011)