Kommentar: Handeln statt vertrösten

Von Christian Krügel

Kurze Rückblende: Im Juli 2001 kündigt Otto Wiesheu, damals Bayerns Verkehrsminister, den raschen Ausbau der S-Bahn, einen zweiten Stammstreckentunnel und natürlich eine bessere Anbindung des Flughafens an. Im August 2011 spricht nun Innenminister Joachim Herrmann von einem Stufenplan, um den Flughafen besser ans Schienennetz anzubinden. Bis 2021 werde alles fertig sein, fest versprochen - wieder mal.

Solche Versprechungen kennen die S-Bahn-Pendler - wirklich verbessert hat sich für sie wenig. Freistaat und Bund haben zwar einiges in die S-Bahn investiert. Eine grundsätzliche Entlastung des Netzes gibt es aber bis heute nicht. Jeder Zwischenfall im völlig überlasteten System führt zum Kollaps. Und die Bahn schafft es noch immer nicht, die Reisenden wenigstens über das Chaos zu informieren, das gerade wieder über sie hereingebrochen ist.

Ausreden, warum nichts vorwärtsgeht, finden die Politiker viele. Denn sie haben den S-Bahnausbau immer an Entscheidungen gekoppelt, die damit eigentlich gar nichts zu tun haben. Erst wollte man die Transrapid-Entscheidung abwarten, dann war plötzlich der Olympia-Zuschlag entscheidend. Und jetzt knüpft Innenminister Herrmann das Großprojekt an den Ausbau des Flughafens. Man ahnt, wie das ausgehen könnte: keine dritte Startbahn, keine Flughafenanbindung, kein besseres S-Bahn-Netz. Die Pendler werden sich damit auf Dauer nicht abspeisen lassen. Sie erwarten, dass endlich gehandelt wird.


(SZ vom 04.08.2011)