Nur Karmasin will für S-Bahntunnel zahlen

Münchens CSU möchte Umland an Kosten der zweiten Stammstrecke beteiligen - doch die meisten Landräte winken ab

Fürstenfeldbruck - Der Bund hat nicht genügend Geld in seinem Verkehrsetat, um seinen Finanzierungsanteil von etwa einer Milliarde Euro für den Bau der geplanten zweiten S-Bahn-Stammstrecke zur Verfügung zu stellen. Daher sollen neben der Stadt nun auch die Landkreise im Gebiet des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) ihren Beitrag leisten - und einen Teil als Kredit vorstrecken. Das hatte Josef Schmid, der CSU-Fraktionschef im Münchner Stadtrat, gefordert. Doch nur sein Parteifreund Thomas Karmasin in Fürstenfeldbruck kann sich dafür erwärmen; andere Umland-Landräte sind dagegen.

'Grundsätzlich ist es immer problematisch, wenn man die Zuständigkeiten in der Finanzierung durcheinanderbringt', sagte Landrat Karmasin auf Anfrage der SZ. Bei einem so enorm wichtigen Projekt wie dem zweiten S-Bahn-Tunnel könne man aber schon einmal eine Ausnahme machen. Es erscheine auch fair, wenn dabei neben der Landeshauptstadt auch die Landkreise rund um München angesprochen würden. Groß werde deren Beitrag aber nicht ausfallen, erklärte Karmasin: Es fehle schlicht 'an Masse'.

Rundweg ablehnend reagierte dagegen der Freisinger Landrat Michael Schwaiger (Freie Wähler). Für ihn komme eine Beteiligung an der Finanzierung der zweiten Stammstrecke nicht in Frage, teilte er mit. Das Geld für den Bau des sieben Kilometer langen Tunnels aufzubringen, liege nicht im Zuständigkeitsbereich des Kreises. Genauso sieht es der Dachauer Landrat Hansjörg Christmann (CSU): Den Ausbau der S-Bahn müssten Freistaat und Bund organisieren und finanzieren - mal ganz abgesehen davon, dass der finanzielle Spielraum des Landkreises durch seine gesetzlichen Aufgaben so eng sei, dass eine Beteiligung an der Finanzierung der zweiten S-Bahn-Röhre nicht in Frage komme.

Vergangene Woche hatten führende Politiker von CSU und FDP auf Landesebene den Plan entwickelt, die Stadt München könnte sich mit einem Kredit über 300 Millionen Euro an der Finanzierung der zweiten Stammstrecke beteiligen. Das Geld soll der Bund nach einer gewissen Laufzeit an die Kommune zurückzahlen. OB Christian Ude (SPD) sowie Vertreter von SPD, Grünen und FW lehnten den Vorschlag sofort ab - der Ausbau der S-Bahn sei Aufgabe des Freistaats. Zudem hatte Ude den Vorschlag als 'parteipolitisches Spiel' gewertet, da die Staatsregierung die (oft CSU-geführten) Kommunen im Umland 'bewusst ausgespart' hatte. CSU-Fraktionschef Schmid hatte daraufhin eine Beteiligung der Umlandkommunen ins Spiel gebracht. Deren Bewohner, so Schmid, würden von dem Tunnel ja auch profitieren.

Am Montag legte Schmid noch einmal nach und forderte, OB Ude müsse auf die Landräte zugehen. Eine Vorfinanzierung durch die Stadt habe es bereits beim Bau der U-Bahn und des Aubinger Autobahntunnels gegeben. Der Ebersberger Landrat Gottlieb Fauth (CSU) zeigte sich überrascht über Schmids Vorschlag. 'Die Finanzierung von Neubaustrecken ist genau geregelt und es ist nicht vorgesehen, dass die Landkreise sich daran beteiligen', sagte er. mvö, wkr, beb, sto, inr

(SZ vom 18.10.2011)