Kommentar: Bürgerinitiative muss erst wachsen

Von Wolfgang Krause

Nach all den schlechten Nachrichten für die Brucker Pendler gibt es ausnahmsweise mal eine gute: Politiker aller wichtigen Parteien haben sich zusammengerauft und wollen gemeinsam Druck machen, dass endlich etwas passiert auf der vernachlässigten S-Bahn-Linie nach Geltendorf. Das breite Bündnis, das am Mittwochabend geschmiedet wurde, könnte durchaus etwas bewirken. Voraussetzung ist allerdings, dass daraus eine Bürgerinitiative wird, die diesen Namen verdient. Das heißt, dass zu den Funktionären, die sich in Puchheim getroffen haben, auch viele Nutzer der S-Bahn stoßen müssen, die den Forderungen Nachdruck verleihen.

Die bleiben in der am Mittwoch beschlossenen Petition leider relativ vage, auf mehr als einen Minimalkonsens konnten sich die Vertreter von Grünen, SPD und CSU nicht einigen. Alles, was eine eindeutige Haltung zur umstrittenen zweiten S-Bahn-Stammstrecke suggerieren könnte, wurde tunlichst vermieden. Das ist verständlich und war die Voraussetzung für das Zustandekommen des Bündnisses. Auf die Dauer allerdings wird sich das Thema nicht ausklammern lassen.

Spätestens wenn am 6. Juli in Durban die Entscheidung über den Austragungsort der Olympischen Spiele 2018 gefallen ist, wird die Diskussion darüber zu führen sein - vor allem wenn München leer ausgeht und die zweite Stammstrecke mangels Zuschüssen in weite Ferne rückt. In diesem durchaus nicht unwahrscheinlichen Fall können sich die Anhänger des Milliardenprojektes nicht mehr darauf zurückziehen, dass sie einen Ausbau der Außenäste und die zweite Röhre wollen. Dann gibt es aus Fürstenfeldbrucker Sicht nur eine Hoffnung - dass der Tunnel gekippt wird und wieder Geld da ist für seit Jahrzehnten versprochene kleinere Maßnahmen wie den Ausbau des Westkopfes am Bahnhof Pasing und der Strecke bis Buchenau.

 

(SZ vom 13.05.2011)